Mittwoch, 4. Mai 2011

Das Gesicht einer Geschichte

Kaum etwas anderes in der schönen Welt der Bücher bringt die Gefühle ähnlich zum Kochen wie die Cover-, also die Umschlagsgestaltung für einen Roman: weil der Autor entweder vollkommen vernarrt oder schlichtweg entsetzt ist, während alle anderen um ihn herum sich komplett gegenteilig verhalten („alle hier im Haus LIEBEN dieses Cover - und Sie nicht?“). Oder – zumindest in den Autorenohren – verrückte Ansichten äußern. Was der eine „stark“ findet, kommt beim anderen „düster und irgendwie too much“ an, der eine sagt „Oh, wie süß!“, der andere „Kitsch“. Es gibt vermutlich keine aussichtslosere Diskussion als die ums Cover, jeder hat eine Meinung und die ist meist geschmäcklerisch gefärbt.
Glücklicherweise war ich meinen Covern bislang happy und die meisten von ihnen liebe ich sogar (bei jeder Lesung bleibe ich am Büchertisch hängen und möchte am Liebsten jedes einzelne von ihnen streicheln). Das Zauberwort, das mich glücklich gemacht hat, heißt „Autorenausstattung“, also dass die Schätzchen optisch einem bestimmten Autoren zugeordnet werden können. Ein Markenzeichen quasi. Macht sich außerdem schön im Regal!
Nun, zumindest galt das mit der Autorenausstattung bislang für meine Dämonen-Romane bei Heyne. Wer das Cover von dem im Herbst erscheinenden „Traumsplitter“ gesehen hat, wird sofort wissen, warum ich "bislang" schreibe (und sich im Zweifelsfall „Oh, da ist wohl was schiefgelaufen ... Coververwechslung?“ fragen). Und ich muss gestehen: ich liebe es. Zuerst fiel mir der Gedanke schwer, mit dem Stil zu brechen, den „Morgenrot“ 2008 vorgegeben hat. Aber nicht nur die Zeit schreitet voran und fordert Veränderung, sondern schlicht auch die Geschichte von „Traumsplitter“. Zweifelsohne ist der (offiziell) dritte Dämonen-Roman ein echter Dämonen-Roman, aber eben auch einen Ticken anderes. Das war schon damals klar, als ich 2006 – so lang ist das schon her ... verrückt – die Grundidee aufgeschrieben habe. Der Sommer-Roman, wie er lange Zeit hieß, sollte einen anderen Ton bekommen, ein Gegengewicht zu dem von Zerrissenheit geprägten „Morgenrot“ und dem düsteren „Wintermond“ darstellen – ein wenig, als wäre man trunken sollte er sein, verwirrend und mitreißend, eben ein Sommernachtsmärchen.
Als ich dann das Cover sah, war ich sofort verliebt. Wegen der Illustration und der Idee mit der Spiegelfolie – keine Frage. Aber vor allem weil es ein „erzählendes“ Cover ist. Dieses verspielte Motiv passt nur auf meinen „Traumsplitter“, ganz anders als die Frauengesichter, denn er enthält Motive des Romans. Das fasziniert mich, ich muss es mir immer wieder anschauen und staunen, dass die Illustratorin tatsächlich meine Geschichte in eine Miniatur umgesetzt hat. Zwar in shocking pink, aber selbst das lasse ich ihr durchgehen.
         Ein Traum von einem Cover. Ich Glückskind ... ;-)

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