Wann ist ein Buch gelungen?
Eine schwierige Frage.
Gibt es da so eine Art Checkliste,
anhand der man das festmachen kann?, möchte ich glatt zurückfragen.
Natürlich gibt es die, davon kann man ja
überall lesen, wo Menschen über Bücher schreiben. Beliebt sind die Kriterien
„War der Prota sympathisch?“ (unsympathisch gilt neuerdings als prinzipiell schlecht,
weil: kein Identifikationspotential. Also genau das, was in der
Klick-Gesellschaft die harte Währung ist). Schön ist auch immer „hatte das Buch
etwas komplett Neues zu erzählen?“ oder „Also, Ich-Perspektive geht ja mal gar
nicht“.
So kann man die Frage nach dem
gelungenen Buch natürlich stellen. Muss man aber nicht, das geht auch anders.
Versuchen mag ich es trotzdem nicht
wirklich. Zum einen habe ich etwas gegen Rückblicke, sie verdrängen die
Gegenwart, die ja eh so anstrengend flüchtig ist. Da denke ich ganz pragmatisch:
Ich habe meine Bücher geschrieben und damit sind sie zu einem Teil von mir geworden.
Manche zu einem lauten, andere zu einem verborgenen Teil, wobei schwierig zu
sagen ist, wer mehr Einfluss nimmt. Vermutlich die Verborgenen, so ist es ja
meistens. Auf jeden Fall beeinflussen sie schicksalhaft alle künftigen Bücher,
ohne dass ich extra ein „Tanja sucht ihr Superbuch“ daraus mache. Außerdem ist
der Blick nach vorn eh spannender. Lockendes Neuland anstelle von längst abgegrasten
Feldern.
Und dann gibt es noch dieses „Gelungen
oder nicht?“-Kriterium bei der Roman-Olympiade. Auch tricky. Verkaufszahlen
kann man hier getrost vergessen. Leserfeedback vielleicht? Dazu müsste ich so
etwas lesen, was ich nicht tue – in meinem Kopf reden schon genug Leute durcheinander
und wollen beurteilen und noch häufiger beeinflussen, was ich mache. Dann
vielleicht die Adelung von Profiseite wie Lektorenliebe, Journalistenlob und
Agentenbegeisterung? Das wäre ja fast so, als würde man sagen: Gelungen sind
nur die Kinder, die später ein Medizinstudium abschließen.
Bleibt noch die Intention, ein Buch zu
schreiben. Die fällt ja nur leider oftmals sehr verschieden aus und taugt somit
nicht für den Vergleich. Wenn die Intention denn überhaupt mal klar ist, meist
schreibt man ja in erster Linie leicht besessen vor sich hin, bis man plötzlich
ein Buch hat. Ich glaube meist zu wissen, warum ich eine Geschichte unbedingt
aufschreiben muss – und erkenne erst viel später, meist ohne drüber nachgedacht
zu haben, den wahren Grund. Ja, ja, das Verborgene in uns ...
Wann ist ein Buch gelungen? Vielleicht
wenn man das Wort Ende drunterschreiben kann. Nicht wortwörtlich, sondern so
ganz allein für sich in Gedanken. Also so gut wie nie.